Notwendigkeit optimierter Analgesie bei Intensivpatienten
Intensivmedizinische Therapiemaßnahmen sind mit erheblichen Schmerzen verbunden. Die ausreichende Schmerzausschaltung (Analgesie) bildet einen essentiellen Bestandteil jeder intensivmedizinischen Therapie.
Unzureichende Analgesie kann zur Gefährdung der Patienten, beispielsweise durch Agitation und Stressreaktionen führen. Auch überschießende analgetische Therapie kann schädliche Folgen hervorrufen, beispielsweise durch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit und Schwere von konzentrationsabhängigen Analgetika-Nebenwirkungen und Verlängerung der Beatmungszeit. Beides, Über- wie Unterdosierung von Analgetika, kann Mortalität und Morbidität der Patienten erhöhen und führt zu einem Anstieg der Therapiekosten.
Aus diesen Gründen weist die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin in ihren Leitlinien zur Analgosedierung auf die dringende Notwendigkeit hin, intensivmedizinischen Patienten neben der Sedierung auch eine optimale Analgesie zuzuführen.
Problematik der Dosierung von Analgetika bei nicht-mitteilungsfähigen Intensivpatienten
Die Schwierigkeit der Dosierung von Analgetika bei nicht-mitteilungsfähigen Patienten, wie sedierten Patienten auf der Intensivstation, wird ebenfalls in dieser Leitlinie betont. Die herkömmliche Dosierung nach klinischen Parametern wie Bewegungsreaktionen, Mimik oder Veränderungen von Herzfrequenz oder Blutdruck ist bekanntermaßen ungenau: die starke Abhängigkeit dieser Zeichen von nicht-schmerzhaften Einflüssen resultiert in einer geringen Schmerzspezifität, so dass bei Veränderungen der klinischen Parameter nicht sicher darauf geschlossen werden kann, dass der Patient tatsächlich Schmerzen erfährt. Neben dieser Unspezifität ist bekannt, dass die herkömmlichen klinischen Parameter auch eine geringe Schmerz-Sensitivität aufweisen: Patienten können daher auch starke Schmerzen erleiden, ohne dass sich dieses in den klinischen Parametern niederschlüge.
Die bislang experimentell genutzten apparativen Verfahren zur Messung der Analgesie bei nicht-mitteilungsfähigen Patienten, beispielsweise Verfahren basierend auf Interpretation des Elektroenzephalogramms oder Aktivitätsänderungen des autonomen Nervensystems (z.B. elektrischer Hautwiderstand oder Herzfrequenzvariabilität), konnten durch die jeweils geringe Schmerzspezifität, noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse in der klinischen Anwendung liefern.
Vorteile der automatischen Schmerzreflexmessung
Das neuartige Verfahren der automatischen Schmerzreflexmessung erlaubt nicht nur eine spezifische und sensitive Aussage über das Ausmaß der Schmerzausschaltung bei solchen nicht-kommunikativen Patienten, sondern ermöglicht als kontinuierliches Verfahren neben der Bestimmung des Ausmaßes der Analgesie zu einem einzelnen Zeitpunkt auch die Überwachung des Verlaufes der Analgesie über einen längeren Zeitraum.
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